„Was wollt ihr in Albanien?
Die Leute flüchten doch von dort zu uns!“

– ein Reisebericht von Christian Thiede

Solche Fragen und Aussagen wurden unserer kleinen Reisegruppe vor unserem gemeinsamen Abflug aus München zuhauf gestellt. Sie konnten uns von unserem Vorhaben nicht abbringen, zu dem uns eine Bekannte ermutigte, die im vergangenen Jahr an einer Gruppenbildungsreise durch Albanien teilgenommen hatte.

Tag 1 – Ankunft

Schon im Flugzeug, das pünktlich abhob, hatte ich ein interessantes Gespräch mit meinem Sitznachbarn, einem US-Amerikaner albanischer Herkunft aus Staten Island, N.Y.. Er flog mit seiner Familie in die Heimat und gab mir einige Tipps für unsere Tour. Sie seien nicht die einzigen Auslandsalbaner, die im Sommer in die Heimat zurückkehrten, gab er zu verstehen. Gerade die Küstenstädte und ihre Strände seien Magneten für alle, die ins Ausland gegangen seien, weil sie in Albanien keinerlei berufliche Perspektive gehabt hätten. Im Sommer kämen sie alle gern wieder in die alte Heimat. Tim, so hieß mein aufgeschlossener Gesprächspartner, erläuterte mir, dass es in Albanien immer ein friedliches Zusammenleben von Orthodoxen, Katholiken und Muslimen gegeben habe. Kurz vor der Landung wies mich Tim darauf hin, edass der Flughafen Tiranës den Namen von Mutter Teresa trage, der katholischen Albanerin, die im indischen Kalkutta den „Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe“ gründete, der sich Zehntausender annahm, die dort im schlimmsten Elend lebten.

Nach der Landung ging‘s nach einem „Nice to meet you“ und „Hope to see you again“ durch die Passkontrolle zur Leihwagenfirma, bei der wir von Deutschland aus einen Jeep gebucht hatten. Eine für das Verstauen unseres Gepäcks hinderliche Rückbank musste ausgebaut werden, dann machten wir uns auf den Weg zum vorausgebuchten Hotel in Durrës und aßen in dem zugehörigen Restaurant zu Mittag. Welch eine angenehme Überraschung: Die vier Pizzen, die wir bestellt hatten, schmeckten nicht nur ausgezeichnet, sie kosteten zusammen mit zwei Litern Mineralwasser und einem vom Haus gereichten Prosecco als Aperitif sowie einem Raki als Digestif umgerechnet 24 €. Besser geht’s doch nicht, dachten wir uns.

Nach einer Mittagspause brachen wir dann zu einer ersten Erkundung der Stadt Durrës auf. Sie ist im 7. vorchristlichen Jahrhundert von griechischen Kolonisatoren aus Korinth und Korfu gegründet und im Jahr 229 v. Chr. von den Römern erobert worden, die sie fortan Dyrrhachium nannten. Nach bewegten Jahrhunderten kam die Stadt Anfang des 13. Jahrhunderts in den Besitz der Republik Venedig. Auf den großen Stadtturm und die Reste der Stadtmauer aus dieser Zeit trafen wir schon bald auf unserer Erkundungstour. Dann ließen wir uns auf dem Boulevard Epidamni an den frisch renovierten Geschäftshäusern aus den 1920er und 1930er Jahren vorbei hoch und `runter treiben. Anschließend ging’s auf den westlich des Hafengeländes großzügig angelegten, wenn auch nicht unbedingt schönen Strandboulevard. Auf diesem fanden sich – der Abend rückte näher – immer mehr Menschen ein, vor allem Auslandsalbaner, wie von Tim angekündigt.

Und alle waren nicht allein unterwegs, sondern immer in Gruppen, vorwiegend als Großfamilie, aber auch Freundes/innengruppen etwa gleichen Alters. Etwas ermüdet beschlossen wir unseren ersten Tag in Albanien mit einem nicht zu schweren Abendessen. Dabei überlegten wir, ob wir nicht am darauffolgenden Tag einen Ausflug nach Krujë unternehmen sollten – zum Nationalheiligtum der Albaner.

Tag 2

Beim gemeinsamen Frühstück, das viel reichhaltiger war, als wir es erwartet hatten, mit einer Auswahl an Brot-, Konfitüren- und Käsesorten sowie ham and eggs, fiel die Entscheidung: auf nach Krujë! Doch die schlechte Beschilderung in Durrës ließ uns noch eine Weile durch die Stadt kurven. Auf diese Weise lernten wir auch den vom Bauboom der 1990er Jahre gekennzeichneten Stadtstrand kennen. Schön ist anders! Endlich fanden wir die Auffahrt auf die Autobahn Richtung Tiranë – Shkodër fanden. Nach der Autobahnausfahrt bei Vorë bedurfte es dann immer wieder neuer Orientierungsbemühungen, um die Kleinstadt Krujë mit ihren gut 12 000 Einwohnern zu erreichen.

Über der malerisch gelegenen Stadt, die sich ca. 600 m über dem Meeresspiegel am Felsabhang des Sari-Salltek-Berges hochzieht, ragt die alte Burg auf einem Felsvorsprung hervor. Sie spielt in der albanischen Geschichte eine bedeutende Rolle. Gjerg Kastrioti, Sohn eines nordalbanischen Stammesfürsten, setzte sich 1443, nachdem er zuvor als Anführer eines albanischen Kontingents an Kriegszügen des osmanischen Sultans teilgenommen hatte, von den Türken ab. Er kehrte in seine Heimat zurück, bemächtigte sich Krujës und begann als Anführer einer Gruppe von Stammesfürsten Mittel- und Nordalbaniens einen Aufstand gegen die osmanische Herrschaft. Skanderbeg – am Hof des Sultans nahm er den Namen Iskander (Alexander) an und erhielt wegen seiner Verdienste den Titel Bey oder Beg – kämpfte unter der roten Fahne mit dem schwarzen doppelköpfigem Adler, die heute die albanische Staatsflagge ist, erfolgreich sogar gegen Mehmet II., der 1453 Konstantinopel eroberte, und blieb bis zu seinem Tod 1468 unbesiegt. Zehn Jahre später gelang es den Türken aber Krujë auszuhungern und ganz Albanien zu besetzen, das sie fortan über 400 Jahre beherrschen sollten.

Durch eine schmale Basargasse gelangten wir zur Burg, von der allerdings nur noch Reste vorhanden sind. In sie hinein gebaut ist ein Museum mit monumentaler Fassade für den Nationalhelden Skanderbeg. Entworfen hat es Pramvera Hoxha, die Tochter Enver Hoxhas, der Albanien von 1946 bis zu seinem Tod 1985 als kommunistischer Diktator beherrschte. Als wir eintraten, blickten wir gleich auf eine Gruppe von Kämpfern, die den Helden Skanderbeg und seine Lieblingsschwester Mamica umringen. Im Museum haben uns einige Exponate interessiert (zumeist sind es allerdings Nachbildungen). Vor allem begeisterte uns aber die Terrasse mit einem grandiosen Ausblick auf die fruchtbare Ebene bis zum Meer und die Hügelketten bis hin zu den Bergen jenseits des Skutari-Sees.

Dann gönnten wir uns einen kleinen Lunch in einem Restaurant mit Terrasse und einem herrlichen Blick auf den Burgberg hatte. Als wir fragenden Blicks auf die albanischen Menükarten schauten, übersetzte uns die Wirtin alles auf Hochdeutsch, das sie und ihr Mann fließend sprachen. So profitierten wir davon, dass beide einige Zeit in Deutschland gearbeitet hatten und danach in die Heimat zurückgekehrt waren.

Auf der Rückfahrt nach Durrës verpassten wir wiederum mangels Beschilderung die Auffahrt auf die Autobahn, haben aber mittels Nachfrage an einer Tankstelle – dieses Mal auf Englisch – den Weg bald gefunden. Nach einer Siesta und einem Cappuccino machten wir uns dann zum archäologischen Highlight von Durrës auf, dem römischen Amphitheater. 1966 wurde es nur durch Zufall entdeckt, als ein Bewohner der Stadt seinen Garten umgraben wollte. Zur Zeit Kaiser Hadrians im Anfang des 2. Jahrhunderts nach Christus errichtet, konnte es auf Grund der heutigen Bebauung nicht ganz freigelegt werden. Aber im unterirdischen Bereich lassen sich sowohl der Ausgang für die Gladiatoren als auch die Verließe für die Gefangenen und die wilden Tiere noch gut ausmachen.

Außerdem ist eine byzantinische Kapelle zu bewundern, die nach dem Verbot der Gladiatorenkämpfe von der christlichen Gemeinde in das Amphitheater eingebaut worden ist und in der uns vor allem die Mosaiken fasziniert haben; Maria als Himmelskönigin und die Erzengel Michael und Gabriel waren gut zu erkennen.

Da sich nach der Besichtigung des Amphitheaters unsere Lust auf einen Besuch im archäologischen Museum der Stadt in Grenzen hielt, gingen wir zum Boulevard Epidamni um Eis zu essen und ein wenig zu shoppen. Und dann spazierten wir noch einmal in großer Menschenmenge auf der Promenade. Schließlich wendeten wir unsere Schritte über eine Brücke mit Ladenpassage zu einem Restaurant, auf dessen Terrasse wir, den Sonnenuntergang beobachtend und von einer leichten Brise umgeben, unser Abendessen einnahmen, welches wiederum sehr schmackhaft war, wenn auch deutlich teurer als am Vorabend. Die Location muss auch in Albanien mitbezahlt werden.

Kurz vor 23 Uhr wieder vor unserem Hotel stehend, spricht uns jemand an: „Wie gefällt Euch Albanien?“ „Bislang prima“, „ausgezeichnet“, antworten zwei von uns spontan. Im Gespräch erfuhren wir dann, dass der junge Mann zwölf Jahre zuvor mit seinen Eltern von Krujë nach Flensburg gezogen war, woher auch seine jetzige Frau stammte, die nun mit ihm und der gemeinsamen Tochter seine albanische Heimat besuchte.

Tag 3

Am anderen Morgen galt es auszuchecken. Und nachdem einer von uns dabei seine Kreditkarte verbaselt und wiedergefunden hatte, brachen wir nach Berat auf, der Stadt im Tal des Osum-Flusses mit dem Tomorr-Gebirge im Hintergrund. Wir erreichten sie kurz vor Mittag, nachdem wir wieder ein paar Orientierungsprobleme gelöst hatten.

Der nette Portier unseres im Zentrum der Stadt gelegenen Hotels lässt uns unsere Zimmer selbst aussuchen – wir seien die ersten Ankömmlinge – und lädt uns freundlich zu einem Getränk auf die Dachterrasse ein, bis die Zimmer gerichtet seien. Von da aus bot sich uns ein herrlicher Blick auf das Osum-Tal und die weißen Bürgerhäuser mit den Ziegeldächern zu beiden Seiten des Flusses. Wir verstanden, warum serbische Eroberer im Hochmittelalter der Stadt den Namen Beograd („Weiße Stadt“) gegeben hatten, woraus im Albanischen dann Berat geworden ist.

Nach Bezug der Zimmer begaben wir uns in ein vom freundlichen Hotelportier empfohlenes nahegelegenes Lokal, um ein kleines Mittagsmahl einzunehmen. Nach einer wegen der hohen Temperaturen etwas großzügiger bemessenen Siesta erkundeten wir den Stadtteil Mangalem am rechten Osum-Ufer. In osmanischer Zeit war er den moslemischen Bewohnern vorbehalten. Heute erhebt sich dort in unmittelbarer Nachbarschaft zur großen Bleimoschee (Xhamia e Plumbit) mit ihrem hohen Minarett die orthodoxe Kathedrale (Shën Dhimitrit), in der uns ein älterer Herr manches Wissenswerte zum Interieur nahebrachte.

Dann ging`s weiter zum mittelalterlichen osmanischen Stadtzentrum mit der Königsmoschee, die nach Ausrufung Albaniens zum ersten atheistischen Staat der Welt durch Enver Hoxha (1967) als Tennishalle genutzt worden war. Gleich daneben befindet sich ein ehemaliges Kloster der Bektashi-Derwische, einer schiitischen Gemeinschaft, mit einem lang gestreckten Gästehaus. Als wir uns von dort bergan ins Gassengewirr wagten, trafen wir auf einen Mann mittleren Alters. Der wollte uns einerseits selbst gemachte Marmeladen verkaufen, andererseits zu einem Abendessen im Garten seines Hauses überreden, dessen Bestandteile uns ein junges Mädchen, das gut Englisch sprach, erläuterte.

Wir kauften einige Gläser mit verschiedenen Konfitüren und gingen weiter in Richtung steinerne Brücke, die aus osmanischer Zeit stammt und den Osum mit sieben Bögen überspannt. Errichten ließ sie Ahmed Kurt (Ali) Pascha, jene schillernde Figur von äußerst kaltblütigem Charakter, die gegen Ende des 18./zu Beginn des 19. Jahrhunderts große Teile des heutigen Nordgriechenland und Südalbaniens beherrschte.

Die Brücke führte uns in den Stadtteil Gorica, der früher vor allem von orthodoxen Christen (meist griechischer Herkunft) und von Juden bewohnt wurde. Leider war die Kirche des Hl. Spiridon, das Zentrum des Viertels, als wir dort eintrafen, gerade geschlossen worden. So gingen wir Abendessen und danach suchten wir noch einmal unsere Mittagskneipe auf, um das von uns bevorzugte Korçë-Bier als Nachttrunk zu uns zu nehmen. Dabei konnten wir im Gegensatz zur menschenleeren Fußgängerzone am Mittag nunmehr am Abend einen Boulevard erleben, der von flanierenden Gruppen aller Altersstufen belebt wurde – und das bis zum frühen Morgen! Entsprechend schliefen wir in der Nacht mit gewissen Unterbrechungen.

Tag 4

Am anderen Morgen nahmen wir uns ein Taxi zur Burg von Berat, um nicht schon in einen Aufstieg zu ihr Kraft investieren zu müssen, denn dieser wurde in unseren Reiseführern als anstrengend bezeichnet. Am Eingang zur Burganlage bot sich uns gleich ein junger Mann, Mitte bis Ende 20, als Reiseführer an. Wir willigten schnell ein. Elvis – so stellte er sich uns vor – hatte in der Woche zuvor nach vier Jahren Studium in Tiranë seine letzte medizinische Prüfung abgelegt. Er verdiente sich, wie er erzählte, schon seit Jahren in den Ferien Geld mit Touristenführungen durch das Burgareal seiner Heimatstadt Berat.

Uns führte er durch die Vorburg und das Haupttor, in dessen Mauern sich noch heute große Quader aus illyrischer Zeit von gleichmäßigen römischen Steinen und osmanischen Ausbesserungen unterscheiden lassen, zu einem Kolossalkopf Kaiser Konstantins – freilich einer Kopie – und zur Kirche, die Konstantin und Helena, seiner Mutter, geweiht ist. Die Orthodoxie verehrt beide als Heilige, die katholische Kirche nur letztere, die alles daran setzte, dass sich ihr Sohn taufen ließ. Dieser hatte nach der von ihm im Zeichen des Kreuzes gewonnenen Schlacht an der Milvischen Brücke (312) das Toleranzedikt von Mailand (313) erlassen, mit dem den Christen die Ausübung ihres Glaubens im römischen Reich erlaubt wurde.

In der Kirche lenkte Elvis unseren Blick zunächst auf ein medaillonartiges Ornament, das auf die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens verweist. Dann erläuterte er die am besten erhaltenen Fresken: ein Bildnis Johannes des Täufers und einen Festtagszyklus mit dem Tod Mariens, Darstellungen der Passion Christi sowie Medaillons mit verschiedenen Heiligen. Dabei zeigte Elvis ein sehr großes Wissen hinsichtlich der christlichen Ikonographie, das uns fragen ließ, ob er denn christlich erzogen worden sei. Er sei Sohn eines orthodoxen Vaters und einer muslimischen Mutter. Solche Verbindungen seien unter dem Hoxha-Regime sehr häufig angeordnet worden vom örtlichen Parteisekretär, wenn dieser mitbekommen habe, dass eine gewisse Zuneigung zwischen zwei jungen Leuten bestand. Erzogen worden sei man dann als Kind in der Religion des Vaters, soweit das unter den damaligen Umständen überhaupt möglich gewesen sei.

Dann ging es in die Kirche des Shën Kollit. Dort galt es weitere Fresken zu bewundern. Anschließend wandten wir uns der Dreifaltigkeitskirche zu, einer schönen Kreuzkuppelkirche. Vor ihr stehend hatten wir einen herrlichen Blick auf das gegenüber liegende Gebirge und das Osum-Tal. Da fiel uns der Schriftzug „NEVER“ auf dem Gebirgsrücken auf und, ehe wir seine Bedeutung erfragen konnten, setzte Elvis zur Erläuterung an. Während der Diktatur habe Hoxha an allen möglichen Stellen seinen Vornamen platzieren lassen: ENVER. Nach der Befreiung habe man dann, wo es möglich gewesen sei, aus Enver NEVER gemacht: NIEMALS. Niemals wieder eine solche Diktatur!

Nun kam Elvis noch auf die Bedeutung des Flussnamens Osum zu sprechen: die Tränenreiche, der Legende nach so benannt nach einer Frau, um die zwei Brüder warben. Dann ging unser Reiseführer mit uns zur Akropolis, wo die Reste des Pascha-Palastes und zweier Moscheen und eine große Zisterne zu sehen sind. Anschließend verabschiedete sich Elvis von uns vor dem Eingang zum sogenannten Onufri-Museum, eigentlich Kloster Shën Mërisë (Hl. Maria), in dem wir dann die ausgestellten Ikonen allein bewunderten, die Onufri, sein Sohn Nikolla und andere geschaffen haben. Mich selbst haben besonders angesprochen: die Geburt Mariens (mit ihren Eltern Anna und Joachim), das Schöpfen aus den Quellen des Lebens und die Sieben slawischen Missionare, von denen zwei aus Berat stammten.

Da am Eingang des Burgareals kein Taxi auf uns wartete, begaben wir uns in der Mittagshitze über sehr glitschiges Kopfsteinpflaster vorsichtig wieder ins Stadtzentrum hinab, um zu Mittag zu essen und Siesta zu halten.

Nachmittags fühlte ich mich dann ein wenig wie früher in Italien. Zunächst galt es das in der Nähe unseres Hotels gelegene Postamt aufzusuchen, um Briefmarken zu kaufen. Da ich für meine Mitreisenden mit sorgen wollte, sagte ich am Schalter: „Twenty stamps for Europe, please.“ Die Postlerin schrieb die Zahl 20 auf ein Blatt Papier und daneben die Zahl 18, sollte heißen: Es gibt nur noch 18 Briefmarken. Als ich dann mit einem 5000-Lek-Schein bezahlen wollte, gab es nicht genügend Wechselgeld in der Kasse. In Gedanken hörte ich schon italienische Rufe: „spiccioli, spiccioli!“ und sah verständnisloses Kopfschütteln. Aber siehe da: im albanischen Berat konnte das Problem leichter gelöst werden – mit Zuruf an eine Kollegin vier Schalter weiter, die mir das entsprechende Wechselgeld herausgab. Und dann traf ich mich mit den anderen wieder zu einem Cappuccino.

Anschließend machten wir uns noch einmal nach Gorica auf, um die am Vortag verschlossene Kirche des Hl. Spiridon doch noch von innen zu sehen. Und auch dort wartete schon wieder ein Reiseführer auf uns. Dieses Mal war es ein noch recht junger Schüler, der offensichtlich sein Englisch trainieren und sein Taschengeld aufbessern wollte. Er erläuterte uns vor allem die Ikonostase und wies uns ausdrücklich auf die Fresken hin, deren Zerstörung in der Hohxa-Diktatur geschehen sei.

Nach einem kleinen Spaziergang erreichten wir das „Restorant Ajha“, in dem uns köstliche Menüs serviert wurden. Glück gehabt! Kaum hatten wir unser Essen beendet fiel der Strom aus. Gelesen hatten wir ja schon, dass in Albanien immer wieder mit Stromausfällen gerechnet werden müsse. Aber jetzt erlebten wir’s. Nicht wissend, wie lange der Stromausfall anhalten würde, begaben wir uns sicherheitshalber wieder von Gorica über die nahe gelegene Fußgängerbrücke auf die andere Seite des Osum und ließen uns vor unserem Mittagslokal nieder. Da gab es, nachdem der Strom wieder da war, auch das von uns geliebte Korçë vom Fass gab. Dessen Genuss ließ denn auch die folgende nächtliche Lärmbelästigung besser ertragen.

Tag 5

Beim Check-out am folgenden Morgen bedankten wir uns bei dem Portier für seine Freundlichkeit und seine Empfehlungen. Er gab uns daraufhin einen weiteren nützlichen Tipp: „Fahrt zunächst zurück in Richtung Tiranë bis nach Lushnjë und erst von dort in Richtung Fier und weiter nach Vlorë!“ Wir folgten seinem Rat und trafen entsprechend auf gute Straßenverhältnisse, lediglich um Fier war es etwas problematisch, doch danach ging es auf einer neuen Autobahn nach Vlorë. Von dort mussten wir dann noch etwas weiter nach Süden, nach Radhimë, einem kleinen Ort am angenehmsten Teil der Bucht von Vlorë.

Dort liegt unser Hotel. Es verfügt über einen eigenen Strand, den man über eine Fußgängerbrücke erreicht, die über die Uferstraße gespannt ist. Er ist mit Liegen und Sonnenschirmen ausgestattet. Nach und nach fanden sich aller Mitglieder unserer kleinen Reisegruppe ein, schwammen und erholten sich. Nach einem Kaffee auf dem Steg am Strand vertiefte ich mich in Ismail Kadares Roman „Das verflixte Jahr“ und ließ mich vom Autor in das Jahr 1914 versetzen, in dem der deutsche Prinz Wilhelm zu Wied für nur 184 Tage den albanischen Thron bestieg. Dieser sollte mich auch in den nächsten Tagen begleiten. Beim Abendessen entwickelten sich lebhafte Gespräche über Gott und die Welt.

Tag 6

Am nächsten Morgen brachen wir nach dem Frühstück nach Apollonia auf, das wie Durrës im 6. Jahrhundert vor Christus von Siedlern aus Korfu und Korinth gegründet worden ist und eine bedeutende Hafenstadt war. Schon als griechische Polis wirtschaftlich und politisch stark kam Apollonia 229 v. Chr. unter römische Herrschaft. Cicero machte hier Ferien, Cäsar profitierte von Apollonias Nahrungsmittelvorräten im Bürgerkrieg gegen Pompeius, Octavian absolvierte hier rhetorische Studien, als Cäsar ermordet wurde. Nach dem Erdbeben im Jahre 234 n. Chr. begann Apollonias langsamer Niedergang, im 6. Jhdt. verlor es endgültig seine Bedeutung – auch als frühchristlicher Bischofssitz.

Die Anfahrt von Radhimë aus gestaltete sich zunächst schwierig wegen der Enge der Straße und des regen Gegenverkehrs, dann ging`s auf der neuen Autobahn Richtung Fier zügig voran, die letzten 10 bis 12 km zogen sich wegen schlechter Straße und Beschilderung recht lang hin. Als wir das Ausgrabungsgelände erreichten, standen noch vier andere Autos auf dem Parkplatz, so dass von großem Andrang nicht die Rede sein konnte.

Ein im Schatten stehender älterer Herr nimmt uns 400 Lek pro Person Eintrittsgeld ab. Ein 35 – 40-jähriger Mann bietet seine Dienste als Fremdenführer an – gegen 10 € für anderthalb Stunden. Wir nehmen sein Angebot an und werden belohnt durch eine kurzweilige und sachkundige Führung, die uns die Einordnung der vergleichsweise wenigen bislang ausgegrabenen Reste der alten Stadt (5 – 8 %) erlaubt.

Imponierend ist vor allem die Agora mit der Frontseite des Buleuterions, in dem sich der Stadtrat zu versammeln pflegte, und mit dem Odeon gegenüber, das etwa 300 Sitzplätze bot. Die Ausmaße der langgezogenen Stoa aus der späten römischen Kaiserzeit lassen sich von ihren Grundmauern her erahnen. Dasselbe gilt für das System von Wasserleitungen und Kanalisation; von beidem sind einige Teile ausgegraben. Gleichfalls nur teilweise ausgegraben ist auch das Theater, das nur in wenigen Resten erhalten ist.

Neben dem antiken Apollonia ist aber auch die Marienkirche und das zugehörige Kloster aus dem 13./14. Jahrhundert zu bestaunen. Erstere ist nicht zuletzt aus den Sitzbänken des antiken Theaters errichtet worden, hat eine hoch aufragende Vierungskuppel und einen Pronaos, der an Kreuzgänge in Apulien erinnert. An dessen Ostwand ist das stark beschädigte Porträt des byzantinischen Kaisers Michael VIII. (1261 – 82) mit seiner Familie zu sehen. Im Refektorium des Klosters sind gleichfalls stark beschädigte Fresken zu sehen, die einen anderen Stil erkennen lassen und aus dem 14. Jahrhundert stammen. Außerdem sind im Klostergebäude – heute Museum – manche Statuen, Büsten und Inschriften zu bewundern, die sich den Ausgrabungen verdanken. Eine preist eine Ehefrau, die laut Inschrift 42 Jahre mit ihrem Gatten „sine querella“ gelebt haben soll.

„Alles Wertvollere“, ließ sich unser Reiseführer vernehmen, „ist allerdings ins Nationalmuseum von Tiranë gebracht worden.“ Nach knapp zwei Stunden – die Führung dauerte also länger als vorgesehen – verabschiedete er sich von uns und schien ein wenig gerührt, als wir ihm unsere Dankbarkeit für seine Bemühungen durch die Verdoppelung des vereinbarten Führungsgeldes zeigten.

Auf dem Rückweg von Apollonia nach Radhimë machten wir für einen Lunch und einen Besuch im Supermarkt in Vlorë Station und erkundigten uns auch nach der Zeit für die Sonntagsmesse in der katholischen Kirche. Anschließend hielten wir im Hotel eine Siesta, schwammen im Meer, lasen am Hotelstrand und nahmen schließlich gemeinsam das Abendessen ein, währenddessen wir die Eindrücke des Tages Revue passieren ließen.

Tag 7

Den folgenden Sonntag gingen wir ruhig an. Nach dem Frühstück standen wieder Schwimmen im Meer und Lesen im Kadare-Roman am Strand auf dem Programm. Nach dem Mittagessen und einer Siesta trafen wir uns gegen 16 Uhr in der Hotellobby. Da galt es mit dem Personal erst einmal dafür zu sorgen, dass unser zugeparktes Mietauto von der Blockade befreit wurde. Dann ging’s nach Vlorë, wo wir uns im Café Pascucci (Gelateria Arjoli) am Boulevard Ismail Qemali niederließen und Cappuccino und Crème-brulé-Torte genossen – beides überaus köstlich. Danach ging’s zu Fuß zur kath. Kirche „Hl. Maria und Hl. Ludwig“, in der wir mit hauptsächlich jugendlichen Teilnehmer(inne)n und dem Apostolischen Administrator Hil Kabashi die Hl. Messe feierten.

Tag 8

Am nächsten Morgen machten uns gleich nach dem Frühstück nach Sarandë auf. Der Weg führte uns durch eine herrliche Landschaft, den Naturschutzpark Llogara und über den gleichnamigen Pass, ehe es in Serpentinen wieder abwärts ging und sich dann oberhalb der Küste entlang der sogenannten albanischen Riviera fortsetzte. Dhermi, Himare, Porto Palermo, Lukove, Borsh – so lauteten die Namen einiger Orte auf der Strecke. Und immer wieder blickten wir von oben auf sich lang hinziehende und fast menschenleere Strände – ein völlig anderer Eindruck als an unserem Hotelstrand in Radhimë, wo – wie an der italienischen Adria – Liege an Liege und Sonnenschirm an Sonnenschirm standen.

Mittags trafen wir an unserem Hotel in Sarandë ein – am Fischerhafen in der Mitte der Promenade gelegen. Deshalb galt es nach dem Check-in erst einmal einen Parkplatz zu suchen galt, was erfreulicherweise recht schnell gelang. Beim anschließenden Lunch entschieden wir, den Rest des Tages ruhig angehen zu lassen mit Kaffeetrinken, Schwimmen, Spazierengehen und Abendessen, um am darauffolgenden Tag den Kopf wieder frei zu haben für neue Eindrücke.

Tag 9

Die boten sich uns am nächsten Tag zu Hauf im malerisch gelegenen Butrint (in der Antike: Buthrotum, abgeleitet vom griechischen Wort ‚bous‘ – ‚Ochse‘; ein solcher soll der Legende nach von dem aus Troja kommenden Äneas den Göttern geopfert und ebendort tot zu Boden gestürzt sein). Die von 1928 bis 1936 von einem italienischen Team ausgegrabene antike Stätte liegt etwa 25 km südlich von Sarandë – im heutigen Butrint-Nationalpark, einer einzigartigen Wasserlandschaft, in der sich viele seltene (z.T. vom Aussterben bedrohte) Tierarten aufspüren lassen. Im 8./7. Jahrhundert v. Chr. von den Illyrern als Festung angelegt wurde Butrint im 6. Jhdt. griechische Kolonie und 167 v. Chr. Teil des Römischen Reiches.

Als wir kurz nach 10 Uhr an der Ausgrabungsstätte eintrafen, war der Parkplatz schon voll besetzt. Aber wir hatten Glück. Ein früher Besucher gab gerade, als wir kamen, einen Parkplatz frei. Dann wandten wir uns dem Eingang des Ausgrabungsgeländes zu und erschraken. Eine lange Schlange hatte sich schon vor der Eintrittskasse gebildet. Aber sie verlor rasch ihren Schrecken, weil es sich zu einem Gutteil um Touristengruppen handelte, die in cumulo abgefertigt wurden. Hier trafen wir denn auch zum ersten und letzten Mal auf unserer Reise Touristen nicht-albanischer Herkunft in nennenswerter Zahl. Sie kamen vorzugsweise für einen Tag mit der Fähre aus Korfu herüber, um die beachtlichen Reste des antiken Buthrotum zu bewundern.

Für sie und uns ging es, war der Eintritt bezahlt, erst einmal durch eine Allee von Eukalyptus-Bäumen zum griechischen Asklepios-Heiligtum und zum römischen Theater, wo sich schon so manche Besucher Selfie-Freuden hingaben. Dann begann es allerdings zu regnen, was unserer Erkundungslust keinen Abbruch tat. An den Thermen vorbei – das Hypocaustum (die Fußbodenheizung) lässt sich deutlich erkennen – ging es dann zur griechischen Agora, die auch die Römer als Forum nutzten. Ein öffentlicher Gebäudekomplex schließt sich an und dann folgen die beeindruckenden Reste eines Baptisteriums (Taufhauses) aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. – nur 100 m entfernt von der bischöflichen Basilika. Auf dem Weg dorthin steht noch ein gut sichtbares Nymphäum (Brunnenhaus). Leider waren die in beiden kirchlichen Gebäuden noch erhaltenen Mosaiken zu ihrem Schutz mit einer Sandschicht überzogen, so dass wir sie nicht bewundern konnten. Dafür boten sich uns grandiose Ausblicke auf die Wasserlandschaft, als wir außen an den antiken Stadtmauern vorbeiliefen und auch vom Dach des archäologischen Museums aus. Mit einer Fähre hätten wir noch zur venezianischen Festung übersetzen können, aber angesichts des Regens begnügten wir uns mit einem Blick aus der Ferne.

Als wir uns dann zu unserem Auto begaben, sahen wir schon, dass die Straße, die zum Gelände führt, vollkommen verstopft war. Immer mehr Menschen wollten Butrint sehen, der Parkplatz konnte nur einen kleinen Teil der Autos aufnehmen. Wir räumten gern unseren Einstellplatz für eine nachrückende Familie, standen dann aber noch mindestens eine halbe Stunde im Stau. Das Stauende bei den Entgegenkommenden war da aber noch lange nicht in Sicht. Auch die Parkplatzsuche in Sarandë gestaltete sich zunächst schwierig, bis wir schließlich Glück hatten, weil ein Einstellplatz geräumt wurde. Manchmal ist Urlaub eben auch ein wenig anstrengend. Daher gönnten wir uns nachmittags auch einfach Ruhe und die, die Lust hatten, begaben sich noch zum Schwimmen an den Strand.

Für das Abendessen suchten wir ein unweit vom Hotel gelegenes Steakhaus aus und machten dort – wir waren mit unserem Essen bereits fertig – die Bekanntschaft mit einem Pfälzer Ehepaar samt Tochter und albanischstämmigen Verlobten mit Mutter. Diese ließen sich nach einer kurzen Vorstellung von uns ein paar Gerichte empfehlen und revanchierten sich mit einigen Tipps für Gjirokastër, einer Gebirgsstadt, die seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und die wir am folgenden Tag besuchen wollten.

Tag 10

So brachen wir denn am anderen Morgen nach dem Frühstück dorthin auf und hatten eine ganze Zeitlang einen lila LKW vor uns, der zügig fuhr und uns gute Anhaltspunkte gab, wo der Zustand der Straße Probleme bereiten könnte. Kurz nach 10 Uhr trafen wir in Gjirokastër ein und fanden einen Parkplatz in der Nähe des griechischen Konsulats. Das gibt es dort übrigens vermutlich deshalb, weil in den Dörfern südlich der Stadt eine griechische Minderheit lebt, von der inzwischen aber ein Teil emigriert ist.

Wir hatten uns kaum aus dem Auto begeben, da tauchte auch schon ein junger Mann auf, der fragte, ob er uns für 10 € mit seiner Heimatstadt bekannt machen dürfe. Wir willigten gern ein und erfuhren als erstes, dass Gjirokastër nicht nur seine Heimatstadt sei, sondern auch die des Diktators Enver Hoxha, der sie 1961 zur Museumsstadt erklärte, und des schon erwähnten Schriftstellers Ismail Kadare, der sie in seinem Roman „Chronik in Stein“ beschreibt. Wenig später ließ unser Reisebegleiter verlauten, dass er in Tiranë Medizin studiere und das erste Studienjahr hinter sich gebracht habe. Deutlich jünger als unser Reisebegleiter Elvis in Berat, der uns seine Heimatstadt sehr pointiert und sachkundig nahegebracht hatte, tat er sich zu Beginn ein wenig schwer und sprach seine Erläuterungen mehr an uns vorbei als auf uns zu, aber je länger wir miteinander unterwegs waren, um so lockerer wurde er und um so besser kamen seine Ausführungen bei uns an.

Zunächst geht es hinauf zur Burg, deren Grundmauern im 3. Jahrhundert vor Christus von den Illyrern aufgerichtet worden sind. Von den Byzantinern Jahrhunderte später weiter ausgebaut erhielt die Festung erst durch Ali Pascha zu Beginn des 19. Jahrhunderts ihre heutige Ausdehnung. Mächtig öffnete sich vor uns die große Galerie mit italienischen und deutschen Geschützen, die im 2. Weltkrieg von den albanischen Partisanen – an diese erinnert dort ein Denkmal – erbeutet wurden. Auch auf dem Außengelände treffen wir auf verschiedene Beutestücke und auf eine große Bühne, die seit 1980 für das alle vier Jahre stattfindende internationale Folk-Festival genutzt wird. Sodann zogen der Uhrturm aus dem 19. Jahrhundert und die Bastionen unterhalb desselben unsere Aufmerksamkeit auf sich. Demgegenüber sparten wir das Waffenmuseum und das Gefängnis für die Gegner des kommunistischen Regimes aus und genossen stattdessen die grandiosen Aussichten auf die Stadt.

Um einen näheren Eindruck von den „besseren“ Lebensverhältnissen in ihr zu bekommen, machten wir uns mit unserem Begleiter zum Zekater-Haus auf (1811/12 erbaut), dessen Besitzer der höchste Verwaltungsbeamte der Stadt war. Das mehrstöckige Gebäude entdeckten wir nach und nach. Zunächst ging es in die Küche und in ein Schlafzimmer, dann im 2. Obergeschoss in einen Raum mit Kamin, der – wie damals üblich – mit niedrigen Sitzgelegenheiten ausgestattet war. Ganz in der Nähe: eine einfache Toilette. Schließlich begaben wir uns ins 3. Obergeschoss, wo wir den großen Gäste- und Festraum bewunderten mit seiner kunstvoll gearbeiteten Decke, einem großen Wandschrank, über dem sich eine Empore für die Frauen zeigte, und einem kunstvoll bemalten Kamin.

Nachdem sich unser Begleiter von uns verabschiedet hatte, spazierten wir noch ein wenig durch die Stadt. Schließlich nahmen wir vor einem kleinen Lokal Platz, vor dem auch schon einige Einheimische hockten. Dort genehmigten wir uns ein kleines Mittagsmenü. Danach ging es zurück nach Sarandë, wo jeder von uns Zeit hatte, die Eindrücke des Besuchs in Gjirokastër Revue passieren zu lassen, über die wir uns beim Abendessen in gemütlicher Runde austauschten.

Tag 11

Unseren letzten Tag in Sarandë gingen wir ruhig an: Schwimmen im Meer, Lesen am Strand, Kartenschreiben im Hotel. Nach dem Mittagessen und einer Siesta machten wir uns dann zu dritt zu einem besonderen Event unserer Reise auf: zu einem Besuch eines kleinen Konvents der Franziskanerinnen vom hl. Martyrer Georg zu Thuine, kurz: Thuiner Schwestern. Ein Mitglied unserer kleinen Reisegruppe hatte deren Adresse eine Woche vor unserer Abreise erhalten und telefonisch angefragt, ob wir zu einem Gespräch nach Delvine kommen dürften. Dieses Ansinnen beantworteten die Schwestern positiv. Und so suchten wir in Delvine gegen 16 Uhr den Eingang zum Schwesternhaus. „Das Haus ist gegenüber der Moschee“, hatte eine der Schwestern am Telefon gesagt. Wir klingelten dort, aber es öffnete niemand. Wir blickten in den Garten, der sehr schön gepflegt war, ein Zeichen dafür, dass wir richtig sein mussten. Und bald öffnete sich auch ein Tor auf der anderen Seite des Hauses. Zwei Schwestern traten heraus, begrüßten uns herzlich und führten uns zunächst in den Innenhof und dann ins Haus, wo uns die übrigen Schwestern und ein Jesuitenpater aus dem Kosovo willkommen hießen. Als Begrüßungstrunk gab es erst einmal einen erfrischenden Apfelsaft bzw. eine Schorle und wir stellten einander ein wenig vor. Die Schwestern sagten, sie seien zum Teil schon 2001 bei der Gründung des Konvents dabei gewesen. Ein albanischer Lehrer katholischen Glaubens habe zuvor die Kirchenoberen gedrängt, Ordensschwestern nach Delvine zu holen, er werde ihnen dann sein Haus überlassen. Der Ruf drang nach Thuine, von wo sich einige Schwestern aufgemacht hätten, die zunächst viel mit Handwerkern und dem Erlernen der albanischen Sprache zu tun gehabt hätten. Es habe einige Zeit des Sich-Einlebens und des Einsatzes in verschiedenen Bereichen gebraucht, aber nach gut einem Jahr hätten sie das Gefühl gehabt, dass die mehrheitlich muslimischen Bewohner des Ortes Ihre Anwesenheit nicht nur toleriert, sondern begrüßt hätten.

Bald nahmen wir an einem Tisch Platz, den die Schwestern schon hergerichtet hatten. Bei Eiskaffee und Zitronentorte kamen wir dann über Dinge ins Gespräch, die wir als Touristen kaum wahrgenommen hätten. Wir erfuhren von den Schwestern, dass unser Erleben der Küstengegend Albaniens mit vielen Auslands- und Kosovo-albanischen Touristen lediglich einen Monat lang erfahrbar sei, nämlich vom 15. Juli bis zum 15. August. In der Zeit versuchten die Einheimischen möglichst viel Geld zu verdienen, um damit das Überleben in den nächsten Monaten zu sichern. Im September kämen noch ein paar westliche Touristengruppen mit bildungsbürgerlichem Anspruch, das sei es dann aber auch gewesen. Korruption, sehr hohe Arbeitslosigkeit und schlechte Bildung seien die Hauptprobleme des Landes. Viele Schülerinnen und Schüler schlössen ihre Schulzeit mit dem Abitur ab, studierten, könnten aber danach keinen Arbeitsplatz im Land finden.

Als wir das hörten, konnten wir uns natürlich erklären, weshalb auch viele Albaner als Flüchtlinge nach Westeuropa kommen. Besonders übel, sagten die Schwestern, sei das Fehlen einer ordentlichen Berufsausbildung. „Learning by doing“, sei da das Prinzip und das sei natürlich völlig unzureichend. Ich erinnerte mich da an eine Initiative des ehemaligen CSU-Vorsitzenden Franz-Joseph Strauß, der vor etwa 25 Jahren, - zum Teil pensionierte – Berufsschullehrer(innen) und Ministerialbeamte aus Bayern nach China geschickt hatte, um dort mitzuhelfen, eine duale Berufsausbildung nach deutschem Vorbild aufzubauen, eine Aktion, die in einigen Teilen des weiten Reiches der Mitte sehr gute Früchte trug.

In der Region um Gjirokaster mache zudem die Drogenproblematik zu schaffen, ließen uns die Schwestern wissen. Vor drei Wochen seien ein Polizist getötet und zwei weitere verletzt worden, von den Tätern fehle jede Spur. Wir bemerkten dann, dass die Straßenverhältnisse, die wir erlebt hätten, viel besser seien als in unseren Reiseführern beschrieben. Das sei vor allem das Verdienst der neuen Regierung unter Edi Rama (Ministerpräsident, vormals Bürgermeister Tiranas), meinten die Schwestern, der sofort nach Regierungsübernahme daran gegangen sei, die Infrastruktur des Landes zu verbessern.

Schließlich erfuhren wir auch noch etwas über die kirchliche Situation Albaniens. Im Süden gebe es nur etwa 4000 Katholiken, die zum Teil unter dem Hoxha-Regime in Lagern eingesperrt gewesen seien. Viele hätten die Zwangsarbeit auch nicht überlebt. Jetzt kämen jedes Jahr etwa 100 Neugetaufte hinzu. Es existierten mehrere Schwesternkonvente, vor allem italienische. Der Norden sei – trotz der atheistischen Zeit – zum Teil immer noch oder wieder katholisch geprägt, drei Bischöfe würden aber bald das Ruhestandsalter erreichen. Im ganzen Land gebe es etwa 40 einheimische Priester und 19 Priesteramtskandidaten, die allerdings auch für den Kosovo und Montenegro ausgebildet würden.

Zurück in Sarandë haben wir zu Abend gegessen, unsere Eindrücke mit der daheim gebliebenen Reisegefährtin ausgetauscht und uns dann zur Ruhe begeben.

Tag 12

Am anderen Morgen konnten wir um 8.30 Uhr problemlos von Sarandë aufbrechen, weil wir schon am Vorabend unsere Zimmer bezahlt und das Auto hotelnah geparkt hatten. Die lange Fahrt nach Shkodër (drittgrößte und älteste Stadt Albaniens im Norden des Landes), die uns vorher Sorgen gemacht hatte, verlief bis Durrës sehr zügig. Dort machten wir an der Autobahn eine Mittagspause, ehe es dann nach Shkodër weiterging. Je weiter wir nach Norden kamen, umso schlechter wurde die Ausschilderung. Dennoch fanden wir mittels unserer Reiseführer unser Hotel recht leicht, das wir schon um 15.30 Uhr erreichten.

Nach einer Siesta gönnen wir uns zunächst einmal einen Kaffee, respektive Cappuccino, und erkunden dann die Fußgängerzone. Sie erinnert uns mit ihren zweigeschossigen Häusern stark an Kaunas in Litauen, das wir vor einigen Jahren gemeinsam besuchten. Schließlich liegt die katholische Kathedrale vor uns, in der gerade eine Hl. Messe gefeiert wird. Mit unseren kurzen Hosen sind wir da fehl am Platz. Als es dann plötzlich zu regnen beginnt, entschließen wir uns erst einmal ein Eis zu essen. Schließlich tröpfelt es nur noch ein wenig und wir suchen uns einen schönen Platz für das Abendessen.

Tag 13

Nachdem wir beim Frühstück herausgefunden hatten, dass sowohl das einzigartige Fotomuseum Marubi, das wir eigentlich auf jeden Fall besuchen wollten, als auch das historische Museum an Wochenenden geschlossen sind, entschieden wir uns für einen Ausflug an den Skutari-See, der teils zu Albanien, teils zu Montenegro gehört und eine reichhaltige Wasserflora besitzt. Während wir in Richtung Shirokë und Zogaj fuhren, wurde es auf der Straße immer einsamer und die Straße selbst immer enger, so dass wir schließlich bei einer Moschee Halt machten. Wie wir später erfuhren, sind die Bewohner Zogajs fast alle Muslime.

Kaum hatten wir angehalten, kam auch schon ein Auto mit Schweizer Kennzeichen, das unweit des unsrigen geparkt wurde. Ein Paar stieg aus, mit dem wir schnell ins Gespräch kamen. Er Kosovo-Albaner, sie Rumänin, sie lebten, wie sie sagten, in Basel und führten ein Zeitarbeitsunternehmen. Nachdem wir einige Reiseeindrücke geschildert hatten, hoben die beiden zur Klage an: einerseits über das allzu verwaltete Leben in Deutschland und der Schweiz – demgegenüber sehnten sie sich jedes Jahr nach der unbeschwerten Freiheit während des Urlaubs in albanischen Gefilden –, andererseits über die unhaltbaren Zustände in Albanien, die von deutschen oder Schweizer Arbeitnehmer(inne)n in übersichtlicher Zeit geändert werden könnten.

Nachdem die beiden sich von uns verabschiedet hatten, fuhren wir mit unserem Auto ein Stück am See zurück, bis wir zu einigen netten Lokalen am See gelangten. Zwei von uns ließen sich auf einer Lokalterrasse sofort nieder, um etwas zu trinken, zu lesen und zu schreiben. Die beiden anderen, zu denen ich auch gehörte, gingen zunächst an einen kleinen Kiesstrand am See, der schon von mehreren Gruppen bevölkert war. Einige Jugendliche hatten ihre Fahrräder auf den Kopf gestellt und über sie Laken gespannt, unter denen sie dann im Schatten hocken konnten. Ansonsten gab es nämlich keinen Schatten. Wir gingen gleich schwimmen und empfanden hernach die strahlende Sonne als wohltuend wärmend. Wenig später gesellten wir uns wieder zu den beiden Gruppenmitgliedern auf der Lokalterrasse und dann begaben wir uns miteinander zum Mittagessen in ein benachbartes Restaurant, das für seine Fischgerichte bekannt war. Eine Gruppe Ordensschwestern saß an einem benachbarten Tisch und genoss sichtlich die großen Fische, die ihnen kredenzt wurden. Wir hielten es mit Suppe und Salat etwas einfacher.

Nach einer Siesta im Hotel und einem Cappucino in einem Café ganz in der Fußgängerzone erkundeten wir auf unserem Nachmittagsspaziergang zwei Stadtviertel Shkodërs: Gjuhadol und Serrec. In ersterem lag unser Hotel gegenüber der Ebu-Bekir-Moschee an der restaurierten Prachtstraße Kolë Idromeno.

Wir spazierten an sehr schön restaurierten Häusern vorbei, aber auch an Wohnblocks aus kommunistischer Zeit und neu erbauten Villen, die zum Teil von hohen Mauern umgeben waren, und stießen schließlich auf das Kolpinghaus der Stadt. Bis 1967 war Shkodër das Zentrum des Katholizismus in Albanien. Nachdem das Land aber von Enver Hoxha zum ersten atheistischen Land der Erde proklamiert worden war, wurden die Kathedrale in eine Sporthalle und das erzbischöfliche Palais in ein Hotel umgewandelt.

Aus den übrigen Kirchen und auch aus den Moscheen wurden, soweit sie nicht abgerissen wurden, Kinos, Jugendtreffs oder Kunstgalerien. Nur die in den 70-er Jahren des 18. Jahrhunderts erbaute Bleimoschee blieb als kulturell wertvolles Bauwerk erhalten. Jetzt aber konnten wir die Kathedrale in neuem Glanz erstrahlen sehen. Nebenan wohnt der Erzbischof wieder im alten Palais und rings um die Kathedrale bilden kirchliche Häuser „einen kleinen Vatikan“. Lediglich der Platz vor der Kathedrale war noch in Arbeit. Und ein großes Priesterseminar sowie eine katholische Oberschule sind auch wieder eröffnet. Kurz vor unserem Hotel trafen wir dann auf eine Statue der hochverehrten Mutter Teresa, der albanischen Ordensfrau, die mit ihren Missionarinnen der Liebe, wie schon erwähnt, ihr Leben den Ärmsten der Armen in Indien gewidmet hat.

Tag 14

Sonntagmorgens begaben wir uns nach dem Frühstück zur Hl. Messe um 10 Uhr in die Kathedrale, die der Erzbischof zusammen mit einer großen Gemeinde und vielen Akteuren feierte. Alles war ganz anders als eine Woche zuvor in der Diaspora von Vlorë. Unter den Gottesdienstteilnehmern waren alle Altersgruppen vertreten, die meisten sangen aber nicht – es gab auch keine Gesangbücher –, dafür sang ein Chor. Dazu gab es mehrere Kommunionhelfer, Lektoren und Ministranten. Der Erzbischof nahm – so viel konnten wir trotz fehlender Albanisch-Kenntnisse verstehen – in seiner Predigt mehrfach Bezug auf die Karmelitin Edith Stein, die wegen ihres jüdischen Ursprungs von den Nazis in Deutschland ermordet wurde.

Nach dem Kirchgang ging es rasch zurück zum Hotel für den Check-out und anschließend mit dem Auto Richtung Tiranë – erst über holprige Straßen, dann aber über die Autobahn. Wir fragten uns, ob wir unser Hotel in der Hauptstadt wohl würden finden können. Das allerdings war leichter als gedacht, weil das neu errichtete Hotel bestens ausgeschildert war, so dass wir dort gegen 14 Uhr eintrafen. Nach der Einquartierung gab es vor Ort ein etwas verspätetes Mittagessen, das ganz ausgezeichnet mundete; die überaus freundliche Bedienung rundete unseren positiven Ersteindruck ab.

Erst am Spätnachmittag machten wir uns zu einem Spaziergang rund um den Skanderbeg-Platz in der Stadtmitte auf. Tiranë, 1920 zur Hauptstadt erkoren, hat heute etwa eine halbe Million Einwohner und ist damit auch die bevölkerungsreichste Stadt Albaniens. Unweit des Skanderbeg-Platzes trafen wir auch gleich auf die Statue des Mannes, der Tiranë 1614 gründete: Suleyman Pasha Mulleti.

Dann ging’s vorbei an der Oper und dem Nationalmuseum auf den Platz, wo das Reiterdenkmal für den Nationalhelden steht. Gleich in der Nähe erhebt sich die Et’hem Bey Moschee. Neugierig wie ich bin, habe ich mich rasch meines Schuhwerks entledigt und wurde dann auch von einem freundlichen Moslem ins Innere gebeten – die anderen blieben draußen – und zum Fotografieren aufgefordert, was ich denn auch getan habe. Die reiche Ausmalung mit vorrangig floralen Motiven faszinierte mich. Wie ich erfuhr, war sie während der Atheismus-Kampagne Hoxhas von der Öffentlichkeit nicht zu bewundern, wurde aber während dieser sogar restauriert, weil die Moschee unter Denkmalsschutz stand.


Gleich nebenan erhebt sich ein öffentlicher Uhrturm, von einem reichen Kaufmann finanziert – nach dem Vorbild italienischer Campanile. Hinter Moschee und Uhrturm ragt dann ein zur Zeit unseres Besuchs noch im Bau befindlicher Tower auf, moderner Kontrast zu den osmanischen Gebäuden, aber auch zu den im Süden des Platzes befindlichen Ministerialgebäuden aus der Zeit der italienischen Besatzung (1930-er Jahre).

Wir wandten unsere Schritte vom Platz weg zur neuen orthodoxen Kathedrale Tiranës, die alte wurde von den Kommunisten zerstört. Im Untergeschoss bewunderten wir einen großen Kongresssaal, im Innern zogen eine in Marmor gefasste Ikonenwand und ein Christus Pantokrator im Gewölbe unsere Blicke an. Vom Entwurf, von der Größe und den verwandten Materialien her war die orthodoxe Kathedrale für uns ein architektonisches Highlight. Das etwas abgelegene katholische Pendant, das wir danach besuchten, überzeugte uns dagegen weniger. Daran konnte auch eine Statue Mutter Teresas vor der Kirche und ihre Würdigung in deren Fenstern wenig ändern.

Tag 15

Tags drauf machten wir uns auf, das Gebiet südlich der Lana zu erkunden, des Flusses, der Tiranë in Ost-West-Richtung durchzieht. Da trafen wir zunächst auf die Ruine der Piramida, eines Bauwerks, das, von Pranvera Hoxha entworfen, 1988 als Enver-Hoxha-Museum eingeweiht worden ist und seit dem Ende des kommunistischen Regimes mehr und mehr verfällt.

Wir spazierten durch das zur Hoxha-Zeit abgeriegelte Viertel Blloku, in dem Parteigrößen in Luxus lebten, und heute Restaurants, Cafés und Clubs zum Verweilen, Genießen und Feiern einladen. Schließlich landeten wir auf dem Mutter-Teresa-Platz, wo die Deutsche Telekom ein Miniatur-Europa hatte aufbauen lassen mit den Wahrzeichen verschiedener europäischer Städte. Da uns nach einiger Zeit die Sonneneinstrahlung auf dem Platz zu intensiv war, gingen wir in den großen Park, ließen uns dort an einem lauschigen Platz nieder und tauschten uns über den Eindruck aus, den Tiranë auf uns gemacht hatte. Wir stimmten überein, dass wir gut daran getan hätten, die Hauptstadt zur letzten Station unserer Reise zu machen, gefiel sie uns Vieren doch am wenigsten. Trotz der Bemühungen des ehemaligen Bürgermeisters und jetzigen Ministerpräsidenten Edi Rama, das Grau des Kommunismus aus Tiranë zu vertreiben, war die Hauptstadt für uns die Station unserer Reise, die uns sagen ließ: zwei Tage sind hier genug.

Tag 16

Ansonsten waren wir uns auf dem Rückflug nach München alle vier einig, dass sich unsere Urlaubsreise durch Albanien viel besser entwickelt hatte, als wir uns dies vorher gedacht hatten. Die Unterkünfte hatten einen guten Standard, mit dem wir so nicht gerechnet hatten. Die Verpflegung stellte überhaupt kein Problem dar, im Gegenteil, meistens schmeckte es uns ausgezeichnet – bei hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis. Sandstrände haben wir allerdings nur vom Auto aus gesehen – in Vlorë wurde gerade einer neu hergerichtet; in Erinnerung bleiben uns eher schmale Kiesstrände, von denen aus wir ins Meer gesprungen sind. Aber kulturell gab es nicht nur antike Stätten wie Apollonia und Butrint zu entdecken, sondern auch historisch interessante und malerisch gelegene Orte wie Krujë, Berat und Gjirokastër und die neu aufblühende Stadt Shkodër im Norden des Landes. Und überall trafen wir auf freundliche, niemals aufdringliche Einwohner, denen wir in ihrem Land willkommen waren und die bereit waren, uns an ihrem Leben teilhaben zu lassen.

Autor: Christian Thiede
Zürich, 2016